Canon EOS R5
Als unlängst Canons Neuheiten EOS R1 und R5 MKII vorgestellt wurden, befand sich die Influencer-Szene in heller Aufregung. Den Youtubern, die in der Summe mehrere hunderttausend Follower auf sich vereinigen, kommt inzwischen die Rolle zu, die in der nondigitalen Ära Fachzeitschriften inne hatten, die sich bei allem seriösen Gebaren als Multiplikatoren neuer Produkte betätigen und wirksamer als Werbung die Bedürfnisse beim Verbraucher wecken.
Canon ließ sich nicht lumpen und lud Mitte Juli 2024 die wichtigsten Meinungsmacher zur Produktvorstellung nach München ein. Die Protagonisten durften nach Herzenslust mit den Neuheiten hantieren, und jeder, der dabei war, drehte ein entsprechendes Video mit den ersten Eindrücken und einigen interessanten Testserien.
Solcherlei Vermarktungstaktiken haben einen interessanten Nebeneffekt. Bei den direkten Vorgängermodellen, in dem Fall der ersten EOS R5, purzeln die Gebrauchtpreise. Die Kamera kostete bei Markteinführung 4799,-€. Inzwischen liegt der Ladenpreis einen Tausender darunter, was immer noch eine Stange Geld ist, insbesondere, wenn die Fotografie allenfalls zu einer kärglichen Nebenerwerbsquelle gereicht. Auf dem Gebrauchtmarkt findet man ansprechende Modelle um 2500,-€.
Es gibt den Fotoenthusiasten, für den Geld eine untergeordnete Rolle spielt und der den Marktgesetzen folgend immer auf das neuste Modell setzt. Diese Menschen schleudern bei Neuerscheinungen ihre teure, nunmehr „veraltete“ Technik auf den einschlägigen Second-Hand-Plattformen zu Dumpingpreisen raus, um Platz für die „allerneusten Neuheiten“ zu schaffen. Diese Erscheinung verschaffte dem Knipser vor zehn Jahren eine EOS 5D II, die lange Zeit den Vergleich mit weitaus aktuelleren Modellen aus eigenem Hause und denen der Konkurrenz nicht zu fürchten brauchte.
JPG 8192x5464px/ ISO100/ 1/500s/ F2,8/ 70mm Tamron 24-70mm/F2,8 mit EF-RF-Adapter
Screenshot 100%; unbearbeitet
Zeit also, sich mal wieder auf die Lauer zu legen. Geduld wird belohnt. Und was vor vier Jahren eine Spitzenkamera war, ist immer noch einer der leistungsfähigsten Apparate schlechthin. Neben dem rasant zupackenden Autofokus, der zudem an Augen, Tiere und Fahrzeuge angepasst werden kann, sind es die 45 Megapixel auf einem Vollformatsensor, die jede Menge Gestaltungsspielraum zulassen. Die hohe Auflösung gestattet eine ungeahnte Detailtreue. Zudem lässt sich in die Bilder in hohem Maße verlustfrei reincropen, was mehr Nähe zum Objekt schafft, auch wenn die verwendete Brennweite mal nicht ganz so üppig ist.
JPG unbearbeitet/ volle Auflösung
Crop 6000x4000px = 24 Megapixel
Das Handling ist Canon-typisch komfortabel und die Verarbeitung kompromisslos professionell, ohne Tadel. Ausgelegt auf eine halbe Millionen Auslösungen dürfte jedem, dem es gelingt, für unter 2000€ ein ansprechendes, gut erhaltenes Stück zu erwischen, jahrelanger fotografischer Spaß beschieden sein.
Ein paar Testbilder ohne fotografischen Anspruch offenbaren die Leistungsfähigkeit der Canon EOS R5 (MK I).